Szombathelyi Egyházmegye

Szécshenyi 2020 - Európai Szociális Alap

Rönök: Bischöfe aus Donauraum betonen Bedeutung von Martinsjahr

dsc-0709Mehrsprachige Pfingstmesse in St.-Emmerichs-Versöhnungkirche an der ungarisch-österreichischen Grenze. (www.kathpress.at)                                      


dsc-0733Budapest, 27.05.2015 (KAP) Bei einer mehrsprachigen Pfingstmesse in der St.-Emmerichs-Versöhnungkirche an der ungarisch-österreichischen Grenze bei Rönök/Radling haben Bischöfe die völkerverbindende Bedeutung des bevorstehenden Martinsjahres aus Anlass des 1.600. Geburtstags des "Mitteleuropa-Heiligen" Martinus (316-397) betont. Der Gottesdienst wurde von Diözesanbischof Andras Veres (Szombathely) geleitet. Konzelebranten waren u.a. der nordkroatische Bischof Josip Mrzljak (Varazdin), der ostslowenische Generalvikar Franc Rezonja (Murska Sobota) sowie Benediktiner-Erzabt Asztrik Varszegi (Pannonhalma).


Bischof Veres hob in seiner Predigt hervor, dass der Ort Rönök/Radling Symbolcharakter für Mitteleuropa hat. Die Kirche des Dorfes liegt direkt an der österreichisch-ungarischen Staatsgrenze auf ungarischer Seite. Zwischen 1949 und 1989 war dieser Streifen Sperrgebiet, und so konnte die Kirche von niemandem besucht werden.


dsc-0764Das Gotteshaus könne heute für mehrere Volksgruppen als gemeinsame Kirche dienen, denn in der Nähe lebten außer Ungarn und Österreichern auch noch Kroaten und Slowenen, so der Bischof: "Auf diesem Platz können wir eine geschwisterliche Verbundenheit auf eine besondere Art und Weise erleben. Das wegen mehrerer geschichtlicher Ereignisse an dieser Stelle geteilte Europa bleibt aber durch die Person des heiligen Martinus als Bindeglied auch verbunden. Die Kirche und die Gesinnung von Martinus verbindet hier lebende Menschen."


templomWährend der letzten Kriegstage wurde die Emmerichs-Kirche in Rönök durch eine Granate schwer beschädigt. Der Einmarsch sowjetischer Soldaten 1948 besiegelte das Schicksal der Menschen an der Grenze und im Gebiet um die St. Emmerichskirche. Die deutschsprachigen Ungarn aus Oberradling (Felsörönök) wurden vertrieben, die Grenze vollständig gesperrt, die Grenze vermint, ein Stacheldraht eingezogen und die wenigen Häuser um die St. Emmerichskirche dem Erdboden gleichgemacht. Vermintes und streng bewachtes "Niemandsland" trennte nun, was früher zusammengehörte, und viele hatten Angst, auch nur in die Nähe der Kirche zu kommen. Der Turm der St. Emmerichskirche wurde als Wachturm von den sowjetischen Soldaten verwendet. Im Rest des Kirchenschiffs wucherten Sträucher und Bäume. 38 Jahre lang war nun die Kirche dem Verfall preisgegeben.


Dennoch trafen sich trotz mancher Hindernisse Menschen von beiden Seiten der Grenze weiterhin bei der St. Emmerichskirche zum Gebet. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde schließlich eine Spendeninitiative zum Wiederaufbau gestartet. Am 19. August 1991 weihte Papst Johannes Paul II. das Turmkreuz in Anwesenheit der Bischöfe Stefan Laszlo (Eisenstadt) und Istvan Konkoly (Szombathely). In der Folgezeit wurde die Kirche samt Ausstattung fertiggestellt und nach ihrer Vollendung am 20. September 1992 feierlich eingeweiht.


Das Martinsjahr wird in Ungarn nicht nur in der Diözese Szombathely, wo Martinus geboren wurde, sondern auch in der nordöstlich gelegenen Territorialabtei Pannonhalma feierlich begangen. Pannonhalma ist der älteste Ort im Donauraum, an dem des Heiligen gedacht wird. Martin von Tours wurde von Ungarns Fürst Geza 996 zum Schutzpatron der ersten Benediktinerabtei des Landes gewählt. Überdies ist er der Schutzheilige der Ungarischen Benediktinerkongregation. Eine Tradition besagt sogar, dass Pannonhalma der Geburtsort des Heiligen ist.


Erzabt Varszegi berichtete bei einer Pressekonferenz vor Pfingsten, dass in Pannonhalma eine Veranstaltungsreihe und Wallfahrten im Martinsjahr stattfinden werden. Schüler des Benediktiner-Gymnasiums und Mitglieder der Pfarrgemeinde werden "im Geist von Sankt Martin" Bedürftigen der Stadt und Umgebung das ganze Jahr hindurch täglich eine warme Mahlzeit anbieten. Eine internationale wissenschaftliche Tagung findet 2016 statt, weites sind mehrere Publikationen geplant. Die Besucher erwarten mehrere Konzerte, ferner wird ein Kunstfestival "Arcus Temporum" veranstaltet. In Zusammenarbeit mit der Stadt Szombathely wird auch eine umfassende Ausstellung eröffnet. Sie zeigt an zwei Orten historische, religionsgeschichtliche, kulturelle und kunsthistorische Schätze des Heimatlandes von Martinus, Pannonien. Die ungarische Regierung stellt umgerechnet 320.000 Euro zur Verfügung.


Heiliger der Katholiken, Orthodoxen und Lutheraner


Der Heilige Martin (316-397), Bischof von Tours, ist weltweit als Wohltäter bekannt. Er gilt auch als "Erster Heiliger Mitteleuropas". Geboren wurde Martin im heutigen Szombathely. Er wurde Reitersoldat, seine Einheit war in der Nähe von Amiens, in Nordfrankreich stationiert, um die Region vor Germaneneinfällen zu schützen. Dort soll Martin an einem kalten Winterabend einem armen und unbekleideten Mann begegnet sein. Da Martin außer seinem Schwert und seinem Soldatenmantel nichts bei sich hatte, teilte er mit dem Schwert seinen Mantel und gab eine Hälfte dem frierenden Bettler. In der folgenden Nacht erschien ihm im Traum Jesus mit geteiltem Mantel.


Nach Entlassung aus dem Militärdienst, den er nach seiner Taufe 334 nicht mehr mit seinem Glauben vereinbaren konnte, kehrte Martin eine Zeit lang nach Pannonien zurück, wo er missionieren wollte. Im Zuge seiner Missionswanderungen soll er auch ins heutige Burgenland gekommen sein. Hochverehrt starb der Heilige mit über 80 Jahren am 8. November 397 in Candes-Saint-Martin an der Loire. Drei Tage später wurde er in Tours beigesetzt. Sein Gedenktag ist der 11. November.


Martin wird auch in der orthodoxen und in der evangelischen Kirche verehrt. Dazu trägt nicht zuletzt der Vorname des Reformators Luther bei. Martin Luther (1483-1546) wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren und - wie es damals üblich war - einen Tag später auf den Namen des Tagesheiligen Martinus getauft.



Dieser Text stammt von der Webseite http://www.kathpress.at/site/nachrichten/database/70145.html des Internetauftritts der Katholischen Presseagentur Österreich.